Trauer um Anna Jander

In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Anna Jander, die uns sehr plötzlich am 03. März 2024 nach kurzer, heftiger Krankheit verlassen hat.

Anna war zwölf Jahre lang Mitglied in der AG Animationsfilm und hatte sich im Dezember 2023 bei der letzten Vorstandswahl spontan entschieden, sich für den Vorstand des Verbandes aufstellen zu lassen. Mit ihr verliert die AG Animationsfilm nun eine engagierte und starke Frau mit großem Herz und einem ausgeprägten Gerechtigkeitsbewusstsein. Anna war eine Person, die unbequeme Wahrheiten ansprach und sich für demokratische Werte einsetzte und für die Rechte der Animationsfilmschaffenden. Als großartige Künstlerin konnte sie an einer Vielzahl erfolgreicher Filme in unterschiedlichen Positionen mitarbeiten. Mit ihrem Hintergrund aus der Malerei war ihr besonders das klassische, qualitative Handwerk in der Animation wichtig. 

Annas erster Film “Dimitri is homesick” lief bereits 1989 auf dem Chicago’s Int. Short Film Festival. Seitdem konnte sie Erfolge mit Filmen wie “Die drei Räuber” (Publikumspreis Annecy 2008), “Das Sandmännchen-Abenteuer im Traumland” (Lola Shortlist 2011), “”METEORA” (Berlinale 2012) oder “Chris, the Swiss” (Swiss Film Award 2019) feiern. Sie arbeitete außerdem an bekannten Animationsfilmen und -serien wie “Blaubär, der Film” (1999), “Der kleine Eisbär” (2006), “Kleiner Rabe Socke” (2012) oder “Die Häschenschule – Der große Eierklau” (2022) mit. 

Anna wird uns allen fehlen und hinterlässt eine große Lücke – im Verband, im Vorstand und in der deutschen Animationsfilmbranche. 

Unsere Gedanken und unser aufrichtiges Mitgefühl sind bei Annas Angehörigen, all ihren Lieben und Vertrauten. 

Persönliche Gedanken und Abschiedsworte

Fabian Driehorst, Vorstandsvorsitzender der AG Animationsfilm
Dass Du, Anna, so plötzlich aus dem Leben gerissen wurdest, macht mich und alle hier im Studio sehr betroffen. Gerade noch waren wir gemeinsam voller Vorfreude am Planen, doch bevor es losgehen sollte, bist Du schon fort. Beim Essen wurde viel gelacht und schnell wurde klar, dass wir alle hier die gleichen Werte mit Dir teilen. Du warst unverfälscht und direkt, vor allem neugierig und mutig, Dich neuen Herausforderungen zu stellen. Du hast großen Eindruck hinterlassen und viele hätten gerne von Dir gelernt. Gerne hätten wir viel mehr Zeit mit Dir verbracht.
Unser tiefes Mitgefühl gilt Deinen lieben Hinterbliebenen 

Ute von Münchow-Pohl, Regisseurin bei Akkordfilm 
Aus dem Nichts hat mich die Nachricht getroffen, Anna Jander ist gestorben. Ich kann es noch nicht begreifen. So viel Energie, Kampfgeist und Neugier auf die Welt, so ein großes Herz, so eine große starke Frau – jetzt plötzlich nicht mehr da? Seit wir 1996 zusammen in Taipeh waren, haben wir an vielen Filmen miteinander gearbeitet, haben uns besucht, zusammen gegessen, getrunken, gelacht und diskutiert. Mal lange nichts voneinander gehört und dann mal wieder, selbstverständlich und nah. 
Anna, du hast mich inspiriert und manchmal auch beschämt mit deiner Kraft, deiner Kunst, deinem politischen Engagement. Du hast keine faulen Kompromisse gemacht, bist unbequemen Situationen nicht aus dem Weg gegangen. Du hast mit deinem Lebensgefährten Klaus Mahnwachen gegen Neonazis initiiert und dich gegen den Rechtsextremismus in der Heide engagiert. Als Klaus vor vier Jahren sehr unerwartet schnell und viel zu früh gestorben ist, hast du es geschafft, dein Leben weiterzuleben. Und jetzt bist du so plötzlich und viel zu früh gestorben. Ich habe es noch nicht begriffen.
Du fehlst. Sehr. 

Annegret Richter, Geschäftsführung AG Animationsfilm und künstlerische Leitung ITFS
Liebe Anna, wenn ich die Augen schließe, dann höre ich deine Stimme. Wie du dich stark machst, für die Menschen in der Animation und wie du die unbequemen Fragen an den richtigen Stellen stellst. Wie du dich mit uns auch über die kleinen Erfolge freust und wissen willst, was du aktiv dafür tun kannst, damit die Animation stärker wahrgenommen wird. Anna, du warst so neugierig auf die Welt und auf die Entwicklungen im Animationsfilm. Du wolltest die Programme meistern, mit denen jetzt aktuell gearbeitet wird, und sie mit der alten Technik verbinden. Du wolltest verstehen, was KI für die Animation bedeutet. Du hattest einfach noch so viel vor. Ich werde es vermissen mit dir zu telefonieren, aber ich werde deine unbeugsame Kraft in Erinnerung behalten. Und wir machen hier weiter- auch für dich. 

Anja Kofmel, Regisseurin und Produzentin, Asakofilm, Zürich
Liebe Anna,
Ich kann mich gut erinnern an den Morgen vor fast zehn Jahren, als du in Kroatien bei uns im Studio standest. Eine Frau mit klarem Blick, von großer Statur, ein Fels in der Brandung. Die Neue aus Deutschland, die uns in der Produktion von „Chris The Swiss“ unterstützen würde.
Großzügig hast du dein Wissen mit dem gesamten Team geteilt. Wir alle durften profitieren von deiner langjährigen Erfahrung als Background Artist zahlreicher Trickfilmproduktionen. Auch neben der Arbeit haben wir in der gemeinsamen Zeit in Zagreb und Dresden viel zusammen erlebt. Ich habe dich als starke Frau mit klaren Idealen und Zielen kennen gelernt, interessiert, belesen und politisch engagiert. Eine Macherin, die unermüdlich aufstand gegen soziale Ungerechtigkeiten und den Rechtsextremismus aktiv bekämpfte. So hast du u.a. mit deinem Partner Klaus den Widerstand gegen die Besetzung eures Wohnorts Faßberg durch eine Gruppe Neonazis organisiert. Politisch gabst du dich kämpferisch und bis dabei aber immer positiv geblieben. Du hast optimistisch in die Zukunft geschaut. Du hast auch andere ermutigt, an sich zu glauben und in schwierigen Situationen nicht aufzugeben. Unermüdlich und unerschütterlich hast du gekämpft für alles, was du für richtig und wichtig hieltest.
Ursprünglich hast du in Braunschweig Malerei studiert und neben deiner Tätigkeit im Animationsfilm auch weiterhin gemalt. Du warst eine einzigartige Künstlerin mit einer unglaublichen Intuition für Licht, Farben und Texturen. Zwischen 2013 und 2015 bist du als Artist in Residence mehrmals in die USA gereist. Die in diesem Kontext entstandene Reihe großformatiger Malereien haben mich dazu bewogen, dich vor rund zwei Jahren als Art Director für mein nächstes Projekt anzufragen: die Verfilmung eines Romans des amerikanischen Bestsellerautors Paul Auster. Die rohen, urbanen Landschaften und Szenerien in deinen großartigen Werken würden perfekt passen zu Paul Austers Geschichte und meinem Film.
So konnten wir in den letzten zwei Jahren erneut eng zusammenarbeiten. Das Neue Jahr begann hoffnungsvoll, mit neuen Projektideen, einem Stipendium in Genua, der Ankündigung einer Werkauszeichnung…. Mitte Februar entschuldigst du dich für die Funkstille. Du fühltest dich nicht gut, eine fürchterliche Grippe, aber es gehe schon besser.
Alles war organisiert für die Reise nach Genua, wo du Mitte März dein Künstlerstipendium antreten wolltest. Du hast dich unendlich darauf gefreut. Auf der Hinreise wolltest du uns in der Schweiz besuchen kommen. Für den kommenden Freitag hatten wir dich hier erwartet. Aber du wirst nicht mehr kommen. Du bist am Sonntag, den 03.März 2024 sehr plötzlich von uns gegangen.
Mensch Anna, ich kann es nicht fassen, dass du nicht mehr bist. In meinem Kopf kann ich deine Stimme noch hören. Sie werden mir fehlen, die langen Sprachnachrichten mitten in der Nacht, weil du einen Einfall hattest zu unserem Projekt. Du wirst mir fehlen, mit deiner direkten Art, deinem Optimismus und deiner Begeisterungsfähigkeit.

Liebe Anna, wir werden dich nicht vergessen.

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